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Rahmen und Räume

An diesem Punkt werde ich gefragt: "Linna, ist es ok, dass ich nicht so will wie die anderen?" Oder "vielleicht sollte ich es doch wie meine Kollegen und Freunde machen, die sind angekommen." Und das sagen mir nicht junge Menschen, sondern Menschen in einem Alter und Beruf, was man von außen gesehen gar nicht erkennen würde.

27. Mai 2021


Wir entwickeln unsere R-ahmen, indem wir andere beobachten und sie nach-ahmen. Das nennt man heutzutage auch Modelling. Aber vor allem ist es die Art, wie wir als Kinder lernen, zu überleben und uns weiterzuentwickeln.


Teil dieser Lernkurve ist es von vielen - nicht allen - dass sie die T-räume der Menschen übernehmen, die sie nach-ahmen. Das kann verschiedene Gründe haben und ist erstmal völlig in Ordnung. Vielleicht gibt dir der bestimmte T-raum auch einen Sinn, einen sicheren R-ahmen, indem du dich bewegen und lernen kannst. Vielleicht gibt er dir auch Freude, weiter in die Richtung zu gehen und vielleicht willst du einfach nur noch mehr mit der Person verbunden(er) sein und stellst das darüber an.


Was auch immer es ist, wenn der übernommene T-raum tatsächlich auch deiner ist und du glücklich bist, ist das auch kein Thema für dich. Aber ich habe viele Menschen kennen gelernt, die "spät" gemerkt haben, dass der T-raum, den sie leben - oder zumindest ein Teil dessen - gar nicht ihren Vorstellungen entspricht und sie wundern sich eines Tages, warum dieser R-ahmen sie so einengt.


An diesem Punkt werde ich gefragt: "Linna, ist es ok, dass ich nicht so will wie die anderen?" Oder "vielleicht sollte ich es doch wie meine Kollegen und Freunde machen, die sind angekommen." Und das sagen mir nicht junge Menschen, sondern Menschen in einem Alter und Beruf, was man von außen gesehen gar nicht erkennen würde.


Hierzu teile ich immer Jorge Bucays Zeilen aus "Drei Fragen" (2008), welches mich unheimlich berührt und - für mich - betont wie ok es ist, alle möglichen T-räume zu haben, in denen man sich bewegt oder eben auch nicht:


"Tatsächlich ist unser Leben voller Träume,

eigene und übernommene Träume,

bescheidene und anmaßende Träume,

auferlegte und vergessene Träume,

schreckliche und wunderbare Träume."


Dazu schreibt Bucay und das möchte ich mit seinen Worten weitergeben:


"Jeder von uns trägt den Menschen in sich, der er ist. Und der stolz darauf ist, zu sein, wie er ist. Der weiß, was er kann, und auch - ich meine vor allem - weiß, was er nicht kann. Das klingt nach einer Aufgabe für Superhelden, ist es aber nicht. Heldentum im Alltag besteht darin, sich nie für etwas zu schämen, das man nicht weiß, nicht kann oder nicht mag.

Die Herausforderung ist die, niemand anders zu sein, als man ist. Die Herausforderung besteht darin, sich bewusst zu machen, wer man ist, und man selbst zu sein. Das Glück, wie auch immer man es definieren mag, hängt mit dem bedingungslosen Einverständnis dem eigenen Leben gegenüber zusammen: mit dem, was ich bin, und dem Sinn, den ich meinem Dasein gebe."


Entscheide dich also bewusst für und gegen bestimmte T-räume, auf die du dich hinbewegen willst.

Entscheide dich also bewusst für und gegen bestimmte R-ahmen, in die du reinpasst und die du leben willst.


Sie sollen dir helfen, dahin zu kommen, wo du hin möchtest - innen & außen - und das ist ganz persönlich und individuell.


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